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Verkaufen sich Hobbyfotografen unter Wert?


In der letzten Woche schrieb ich, dass es endlich einmal Zeit wird die grassierende Gratismentalität zu überwinden und wieder für qualitativ-hochwertige Arbeit bezahlt wird. Dies kann aber nur erreicht werden, wenn alle an einem Strang ziehen. Dazu gehören vor allem die Kollegen der fotografierenden Zunft.

Seit dem Spiegelreflexkameras vor gut 8 Jahren für Jedermann erschwinglich wurden, hat sich auf einmal jeder als Profifotograf verstanden. Ich gebe zu, auch ich bin, wie viele andere, ein Kind dieser Zeit. Einige sind ihren Weg konsequent gegangen und können heute von der Fotografie gut leben, andere betreiben es weiterhin als Hobby. Doch hier liegt der Hase im Pfeffer.

Meist zeichnet sich ein typisches Bild: Der "Hobby-Kollege" geht gern auf Konzerte. Irgendwann fängt er an dort zu fotografieren. Er postet seine Arbeiten auf Facebook oder Instagram. Von ihm fotografierte Bands werden auf ihn aufmerksam und fragen ob sie die Bilder teilen oder auf ihrer Homepage online stellen dürfen. Der Hobbyfotograf freut sich, dass seine Bilder von Band X genutzt werden. Die Band freut sich, dass sie gute Fotos für lau bekommen hat. Eine Win-Win Situation. Auf den ersten Blick. Auf den Zweiten zeigt sich, dass dadurch die gesamte Branche unterwandert wird. Fotografen, die von ihrer Arbeit leben müssen, bekommen ihre Fotografien nicht mehr verkauft, wenn keiner mehr dafür zahlen will. Ein Teufelskreis.

Fängt man an mit den Hobbyfotografen zu sprechen, warum sie sich und ihre Arbeit unter Wert verkaufen bekommt man immer wieder die gleichen Phrasen um die Ohren geworfen: "Ich habe einen Hauptberuf. Warum sollte ich mir die Arbeit machen, die Fotografie als freiberufliche Tätigkeit anzumelden?" oder "Habt euch doch nicht so, wir nehmen euch schon keine Arbeit weg."

oder auch "Ihr Profis habt doch nur Angst nicht mehr genug zu verdienen."

Worum geht es den Kollegen hierbei? Kostenlos auf Konzerte kommen? Fünf Minuten Ruhm weil jemand die Fotos nutzt?

Den neusten Bock schießen immer mehr Konzertlocations. Da werden "ambitionierte Fotografen" mit "ein wenig Erfahrung" und "eigenem Equipment" gesucht, um Konzerte, Partys und Events zu filmen bzw. zu fotografieren. Bezahlung? "Gästelistenplätze" oder "das ein oder andere Getränk" - glaubt ihr nicht? Seht selbst:

Ich frage mich, wer bezahlt bei diesem offensichtlichen Auftragsverhältnis die Krankenkasse oder andere Sozialabgaben? Wer versichert mich, wenn mir etwas bei dem "Auftrag" passiert? Ist das ein Arbeitsunfall? Alles Fragen, mit denen sich sicherlich niemand so recht bisher auseinandergesetzt hat. Hauptsache, die Fotos kosten nix..

Selbst überregional bekannte Clubs und Konzertlocations "buchen" Fotografen, wollen aber entweder nichts zahlen oder locken mit Gästelistenplätzen und Fotocredit, wenn das Bild geteilt wird. Da fragt man sich im Ernst, welcher Fotograf mit halbwegs professionellem Anspruch, gibt freiwillig seine Fotos für " nen Appel und 'n Ei" her. Wie hoch muss der Wunsch nach kostenlosen Konzerten sein, dass sie sich zu solchen Bedingungen selbst verkaufen?

Die machen mit euren Fotos Werbung für ihre Location/Musik, sorgen damit dafür, dass noch mehr Leute in den Laden kommen und nehmen damit mehr ein - Stichwort: Gewinnmaximierung - und ihr verschenkt eure Fotos ?

Ich möchte hier niemanden belehren oder ihm sagen, wie er seine Arbeit machen soll. Jeder soll seinem Hobby nachgehen dürfen wie er will. Nur möchte ich, dass die Leute ernsthaft darüber nachdenken, welche Konsequenzen ihr handeln haben kann und was das für die gesamte Branche bedeutet. Ja, jeder Einzelne, der sich zu diesen Bedingungen verkauft, ist für die sog. "Gratismentalität" mitverantwortlich. Worum geht es mir? Ich möchte, dass die Menschen wieder dahinter kommen, dass qualitätsvolle Arbeit eben auch vernünftig honoriert werden muss. Ich möchte, dass die Menschen den Wert ihrer eigenen Arbeit zu schätzen wissen und ihre eigenen Rechte durchsetzen.

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